Welche agilen Methoden gibt es und wann setze ich sie ein?

Agile Methoden geben agilem Handeln einen unterstützenden Rahmen. Sie helfen dabei, Komplexität zu bewältigen. Teams können sie in sich geschlossen anwenden oder kombinieren, da sie sich gegenseitig gut ergänzen.

Zu den agilen Methoden zählen Scrum, Kanban und Extreme Programming (XP). Design Thinking bildet einen Sonderfall, da lediglich von Scrum, Kanban und XP Vertreter dabei waren, als das agile Manifest geschrieben wurde. Jedoch gibt es Gemeinsamkeiten, die dazu führen, dass man Design Thinking in den Kanon der agilen Methoden mit aufnehmen kann.

Jede der agilen Methode verfolgt eine andere Zielsetzung, sodass sich Teams genau überlegen sollten, welche Methode ihr Problem am ehesten lösen könnte und zu den vorhandenen oder gewünschten Strukturen und Werten passt.

Scrum zur Produktentwicklung im komplexen Umfeld

Scrum ist das bekannteste agile Rahmenwerk. Es wurde von Jeff Suttherland und Ken Schwaber entwickelt und besteht aus Werten, Verantwortlichkeiten, Artefakten, Commitments sowie Zusammenkünften. Mit Scrum können innovative Produkte in einem komplexen Umfeld – also einem Umfeld in welchem nicht über länger Zeiträume funktionierend geplant werden kann – entwickelt werden.

Dabei geht das Scrum Team empirisch vor und realisiert im immer gleichen Zeitabschnitt fokussiert einige, wenige Ideen. Am Ende des Zeitabschnitts trifft sich das Team, um das Getane zu besprechen und zu schauen, wie daraus gelernt werden kann und welche Auswirkungen das Gelernte auf die Zukunft und den gemeinsamen Plan hat. So entsteht ein Plan auf Sicht, welcher mit den gewonnenen Erkenntnissen verändert werden kann und zeigt, wie wertvoll das Produkt wirklich für seine Nutzer*innen ist.

Scrum eignet sich für Teams, die regelmäßig innovativ und kreativ Produkte entwickeln wollen und dabei viele parallele Aufgaben bewältigen muss, welche alle auf ein großes Ganzes einzahlen. Um jedoch mit Scrum und seinen festen Regeln arbeiten zu können, muss sich ein Unternehmen von seiner gewohnten Struktur meist schlagartig, vollständig verabschieden. Erst dann kann ein interdisziplinäres Team gegründet werden, welches über alle Kompetenzen verfügt, um unabhängig von Außenstehenden arbeiten und entscheiden zu können. Das erfordert eine Menge Mut und einen großen Willen zur Veränderung von der gesamten Organisation. Dies ist vor allem ein großer Schritt für Unternehmen, in welchen Entscheidungen in der Regel in Hierarchieebenen getroffen werden.

Kanban zur Prozesskontrolle und -verbesserung

Kanban ist ein Tool zur Prozesskontrolle und -verbesserung. Ziel ist es, dass jede einzelne Aufgabe so schnell wie möglich erledigt werden kann und Schritte, die dem im Weg stehen, erkannt und verbessert werden können. Dafür wird mithilfe eines sogenannten Kanban-Boards und verschiedener Regeln der bestehende Prozess in Einzelaufgaben heruntergebrochen und dieser dann optimiert.

Kanban kann ein volles Potenzial in Arbeitsumfeldern entfalten, welche komplex und kompliziert sind. Es kann sinnvoll sein, wenn die Teammitglieder häufig Routineaufgaben abarbeiten und jedes Teammitglied eher eine Aufgabe zu bearbeiten hat.

Um dann mit Kanban beginnen zu können, muss sich ein Team nicht groß verändern. Man startet mit dem, was da ist, respektiert vorhandene Rollen und Regeln und versucht im ersten Schritt Transparenz über den Ist-Zustand zu erzeugen. Hierfür werden alle Aufgaben – egal, ob diese schon bearbeitet werden, oder nicht – visualisiert. So entsteht eine Ausgangsbasis, welche dann in der Folge bei aufkommenden Hindernissen oder Problemen kontinuierlich verbessert wird. Rollen und Regeln können sich so nach und nach ändern.

Kanban eignet sich daher auch für alle Teams, in dessen Umfeldern eine radikale Veränderung – wie sie mit der Einführung von Scrum einher gehen würde – nicht möglich sind, weil die Systeme und/oder die Kultur nicht in der geforderten Form umgestellt werden können. 

Extreme Programming zur Vereinfachung der Produktentwicklung

Extreme Programming ist eine Sammlung von Werten, Prinzipien, Ereignissen und Praktiken, welche von Kent Beck entwickelt wurden, um Software in möglichst kurzen Interaktions- und Entwicklungszyklen entwickeln zu können und sich dabei in hohem Maß an den Interessen der Kund*innen zu orientieren.

Das Vorgehen ähnelt Scrum, die Praktiken gehen jedoch weit über Scrum hinaus. Sie unterstützen sich gegenseitig, sodass es sinnvoll ist, nicht nur einzelne Praktiken zu nutzen. Viele der Praktiken sind auch außerhalb der Programmierung anwendbar.

XP ist in Teams gut aufgehoben, welche in einem Umfeld arbeiten, in welchem sich die Anforderungen an das Produkt stetig verändern und die Teammitglieder ihren Prozess der Produktentwicklung vereinfachen wollen.

Design Thinking zu innovativen Ideenentwicklung

Design Thinking geht auf David Kelley zurück, welcher 2002 veröffentlichte, wie er mit seiner Design- und Innovationsberatung IDEO neue Produkte entwickelt und bestehende verbessert. Dieser kreative Prozess zur Generierung von innovativen Lösungen wird Design Thinking genannt.

Im Design Thinking Prozess wird – vor allem ganz zu Beginn der Produktentwicklung – zunächst das Problem betrachtet und sich mit einem Fokus auf die Kund*innensicht dann auf eine Idee verständigt, dieses Problem anzugehen. Diese Idee wird dann auf möglichst einfache Art und Weise erprobt. Es handelt sich also um einen iterativen Prozess an dessen Ende ein mehr oder weniger weit ausgearbeitetes Produkt steht und auf dessen Weg möglichst viel Lernen passiert. So können Unsicherheiten reduziert werden.

Teams, welche regelmäßig neue Ideen für Problemlösungen der Produktentwicklung generieren müssen, kann Desgin Thinking dabei helfen, diese zu finden und sie zu strukturieren.

Und bei uns im Team?

Wenn Sie für sich im Team festgestellt haben, dass Sie in einem (größtenteils) komplexen Umfeld agieren und sich agiles Arbeiten für Sie tatsächlich lohnen würde, sollten Sie jede Methode genau unter die Lupe nehmen. Besuchen Sie Schulungen, sprechen Sie mit anderen, lesen Sie passende Literatur. So können Sie Schritt für Schritt herausfinden, welche Methode zu Ihnen und Ihrem Umfeld passt. Sie sollten in der Lage sein, die folgenden Fragen beantworten zu können:

In welchem Umfeld arbeiten Sie?
Mit welchen Arbeitsprozessen verbringen Sie Ihre Zeit?
Welche Methode verfolgt ein Ziel, welches ihr Problem löst?
Welche Methode passt zu Ihrer Struktur und Kultur?
Was müssen Sie tun, um mit der Methode starten zu können?

Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie auch einen Readyness-Check machen oder sich die Unterstützung eines erfahrenen agilen Coaches dazu holen.

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