Was ist Scrum?
Scrum ist das bekannteste agile Framework (Rahmenwerk) zur Entwicklung komplexer Produkte. Es besteht aus einem Team, 3 Verantwortlichkeiten (ehem. Scrum Rollen), 3 Artefakten, 3 Commitments sowie 4 Scrum Events.
Lesen Sie hierzu auch “Scrum und Kanban im Vergleich – Unterschiede und Gemeinsamkeiten”
Verantwortlichkeiten in Scrum
(ehem. Scrum Rollen)
Product Owner
Der Product Owner vertritt die Produktvision gegenüber dem Scrum Team und verantwortet das Product Backlog (siehe unten). Er trägt die Verantwortlichkeit für die Wertmaximierung des Produktes, die durch die Arbeit des Scrum Teams entsteht. Der Product Owner ist nur eine Person und um seiner Rolle (Verantwortlichkeit) gerecht zu werden, benötigt er von der gesamten Organisation Respekt gegenüber seinen Entscheidungen.
Scrum Master
Der Scrum Master coacht sowohl das Team (z.B. die Developer*innen) und den Product Owner als auch die Organisation. In seiner Verantwortung liegt die Förderung von Scrum nach den Vorgaben des Scrum Guides. Anders als der Product Owner, dient die des Rolle Scrum Masters dazu, über die Arbeitsoptimierung, nicht über die priorisierung des Backlogs, die Wertmaximierung des Produktes zu erreichen. Dafür liegt auch in seiner Verantwortlichkeit denjenigen, die innerhalb der Organisation kein Teil des Scrum Teams sind, verständlich zu machen, mit welchen Interaktionen sie das Scrum Team unterstützen können und mit welchen sie die Arbeit negativ beeinflussen.
Developer*innen
Die Developer*innen (Entwickler*innen) sind diejenigen im Scrum Team, die sich gemeinsam verpflichten jeden Sprint jeden Aspekt eines Inkrements zu schaffen. Die Developer*innen besitzen unterschiedliche spezifische Fähigkeiten, die breit gefächert sind und nach Arbeitskontext variieren. Sie sind ergebnisverantwortlich und erstellen einen Plan für den Sprint, das Sprint Backlog. Um ihre gesetzten Ziele zu erreichen, definieren die Developer:innen mit der Definition of Done ihre Qualitätskriterien und synchronisieren sich täglich über das Daily Standup, um ihren Fortschritt zu überprüfen und, wenn nötig, den Plan zur Erreichung ihres Ziels anzupassen.
Scrum Team
Das Scrum Team setzt sich aus dem Scrum Master, dem Product Owner, und den Developer*innen zusammen. Das Scrum Team ist crossfunktional, das bedeutet die Mitglieder besitzen alle Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für ein fertiges Produkt benötigt werden. Die Idee dahinter ist, dass im Scrum Team alle benötigten Kompetenzen vorhanden sein sollen, um die notwendigen fachlichen und technischen Entscheidungen eigenständig treffen zu können.
Artefakte und Commitments in Scrum
Das Product Backlog ist eine sequenziell priorisierte Liste, die alle Anforderungen an das Produkt enthält.
Das Sprint Backlog ist ein Auszug aus dem Productbacklog, welcher in einem Sprint (siehe unten) bearbeitet werden soll
Das Produktinkrement ist das Ergebnis der Umsetzung des Sprintbacklogs und ein fertiger Teil des Produkts, der getestet und dokumentiert wurde und somit potentiell von einem*einer Kund*in nutzbar ist.
Um sicherzustellen, dass alle Informationen dem Scrum Team präsent sind, beinhaltet jedes Artefakt ein sogenanntes Commitment. Für das Product Backlog ist es das Produkt-Ziel. Für das Sprint Backlog ist es das Sprint-Ziel. Und für das Increment ist es die Definition of Done.
Ereignisse in Scrum
Ein Sprint ist ein Zeitintervall, in dem ein Produktinkrement entwickelt wird. Ein Sprint hat über den gesamten Zeitraum der Produktentwicklung immer dieselbe Länge, welche zu Beginn des Vorhabens festgelegt wurde und entweder eine, zwei, drei oder vier Wochen umfasst. Das Scrum Team arbeitet während des Sprints fokussiert an der Realisierung von ausgewählten Anforderungen aus dem Product Backlog.
Ein Sprint beginnt mit einem Sprint Planning, in welchem der kommende Sprint besprochen und geplant wird. Während des Sprints treffen sich im Daily Scrum alle Teammitglieder für 15 Minuten (immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort) zur gemeinsamen Überprüfung des Arbeitsfortschritts. Der Sprint endet mit einem Sprint Review und einer Sprint Retrospektive. Im Sprint Review wird das Produktinkrement mit den Personen besprochen, die ein Interesse am Verlauf oder Ergebnis haben. So wird gelernt, wie das Produkt weiterentwickelt werden kann. Auf das Sprint Review folgt die Sprint Retrospektive, in der das Scrum Team sich selbst, seine bisherige Anwendung von Scrum und die Zusammenarbeit überprüft und Verbesserungsmaßnahmen beschließt. Nach dem Abschluss der Retrospektive beginnt unmittelbar ein neuer Sprint.
Scrum Werte (Values)
Mut
Mitglieder*innen des Scrum-Teams haben den Mut, das Richtige zu tun und an schwierigen Problemen zu arbeiten. Der Wert Mut ist für die Mitglieder*innen wichtig, um Neues und Notwendiges auszuprobieren. Auch den Mut haben Fehler zu machen, um aus Ihnen lernen zu können. Dieser Wert ist auch Voraussetzung für den Wert Offenheit.
Fokus
Teammitglieder*innen konzentrieren sich auf die Aufgaben im Sprint und die Ziele des Scrum-Teams. Fokus ist ein wichtiger Wert für Mitglieder*innen des Scrum Teams. Durch den notwendigen Fokus gelingt es Teammitgliedern zielführend, nacheinander Inkremente für das Gesamtprodukt fertig zu stellen. Die Beibehaltung von Fokus wird in einem Scrum-Team unter anderem durch die Ereignisse, wie dem Daily-Stand-up, unterstützt.
Selbstverpflichtung
Teammitglieder*innen verpflichten sich darauf, die Ziele des Scrum-Teams zu erreichen. Das Scrum Team nimmt sich Aufgaben zur Fertigung eines Inkrements innerhalb eines Sprints vor und verpflichtet sich selbst diese Aufgaben zu erfüllen. Dabei geht es nicht um die Menge von Aufgaben, sondern um das, was sich das Team vornimmt.
Respekt
Mitglieder*innen des Scrum-Teams pflegen einen respektvollen Umgang miteinander. Damit andere essenzielle Scrum-Werte, wie Offenheit und Mut möglich sind, ist ein respektvoller Umgang miteinander innerhalb eines Teams notwendig. Ein respektvoller Umgang ermöglicht und fördert auch die Kreativität und Beteiligung der Mitglieder*innen des Scrum-Teams. Das wirkt sich positiv auf die Qualität des Inkrements aus.
Offenheit
Das Scrum-Team und dessen Stakeholder*innen sind offen in Bezug auf die Arbeit und die Herausforderungen. Mitglieder des Scrum-Teams wollen Neues und Notwendiges ausprobieren, um sich, die Arbeit und das Produkt fortlaufend zu verbessern. Offenheit zwischen den Mitgliedern des Scrum Teams ist ebenfalls wichtig, um eine notwendige Transparenz in den Arbeitsfortschritten zu schaffen.
Scrum einführen
Scrum ist ein Framework, dass nicht nach und nach eingeführt werden kann. Die Vorteile von Scrum kommen nämlich ausschließlich zum Tragen, wenn Scrum vollständig gelebt wird. Dafür gibt es sehr viele Elemente zu berücksichtigen. Deshalb ist es essentiell sowohl die Rollen (Verantwortlichkeiten) zu etablieren, als auch die Ereignisse durchzuführen, nach den Vorgaben des Scrum Guides. Dieser wird kontinuierlich aktualisiert und verbessert, weshalb es bei der Einführung von Scrum keiner Interpretation des Guides bedarf. Oftmals werden dennoch Abwandlungen bzw. Multiplikationen der Rollen vorgenommen oder die Ereignisse in Scrum werden nicht nach den Vorgaben durchgeführt, was dann nicht den erhofften Effekt bringt und eher zu weiteren Problemen führt. Selbst wenn begonnen wird richtig nach Scrum zu arbeiten, kommt es immer wieder zu Komplikationen. Um den Prozess kontinuierlich zu verbessern ist das Ereignis der Retrospektive da. Während der Retro wird, also überprüft, ob die aktuellen Prozesse effizient sind, damit das Team und seine Arbeit sich kontinuierlich verbessert.
Natürlich ist es einfacher gesagt als getan und aus der Erfahrung wissen wir, dass der Beginn der Arbeit mit Scrum, selbst richtig gelebt, trotzdem bei Organisationen und Teams zu Problemen führen kann. In diesem Fall unterstützen wir sie mit unserem Scrum Inhouse Training und einem offenen 2 Tage Online Scrum Training. Das Training ist Praxisorientiert und dort geben wir euch die Möglichkeit die Probleme aus eurer Praxis durch die Unterstützung unserer erfahrenen Coaches zu beheben.
So erlangen Sie ein Scrum Zertifikat
Wenn Sie eine Scrum Rolle (Verantwortlichkeit) in Ihrem Team einnehmen wollen, oder als Scrum Master*in oder Product Owner*in freiberuflich arbeiten möchten, empfehlen wir, dass Sie sich als Scrum Master*in oder Product Owner*in zertifizieren lassen. Das ist bei verschiedenen großen Anbietern möglich. So können Sie auf scrum.org oder auf scrumalliance.org einen Test absolvieren. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten Sie dann Ihr Scrum Zertifikat Badge.
Die Zertifikate, sowie die Tests, unterscheiden sich je nach Anbieter. Bei scrum.org haben Sie die Möglichkeit, sich für die jeweilige Rolle in den Stufen I bis III zertifizieren zu lassen. Für jede Stufe absolvieren Sie eine einmalige Prüfung. Das Zertifikat hat dann unbegrenzte Gültigkeit.
Bei der Scrum Alliance können Sie sich die jeweiligen Rollen in den Stufen “Certified”, “Advanced Certified” und “Professional” zertifizieren lassen. Dafür müssen Sie ebenfalls nur eine Prüfung pro Zertifikat absolvieren, diese müssen Sie allerdings regelmäßig wiederholen. Die Tests der Scrum Alliance sind zudem alle ausschließlich auf Englisch und online zu absolvieren.
Theoretische Kenntnisse durch ein praxisnahes Scrum Training vertiefen
Grundsätzlich reicht eine Vorbereitung durch das Studieren des Scrum Guides, doch falls sie ihre Chancen erhöhen wollen den Scrum Test beim ersten Mal zu bestehen, empfehlen wir ihnen unser Scrum Training bei uns durchzuführen, um ihre theoretischen Kenntnisse durch ein praxisnahes Training zu vertiefen.
Mehr über Scrum finden Sie hier: “Scrum und Kanban im Vergleich – Unterschiede und Gemeinsamkeiten”
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